Käse für August
Das abendliche Ritual des Tischdeckens lief immer gleich ab. Guste holte alles aus der oberen Speisekammer heraus, was diese her gab. Dazu schaute sie auch in die Speisekammer in Erdgeschoß und prüfte, ob der Schinken reif war. Je nach Anzahl der Personen wurden Brettchen und Besteck aufgetragen. Dann wurde die Meute gerufen. Schnell sammelten sich alle in der Küche. August setzt sich auf seine Couch und schaute auf den gedeckten Tisch und stellte fest, das nicht alle Speisen vor Ort waren. Der Käse fehlt noch. Eines der Kinder mußte dann los gehen und den Käse holen. Es war nicht irgend ein Käse. August hatte einen „Harzer Roller“ unter eine Käseglocke gelegt. Dieses Behältnis stellte er dann auf die Treppe unter ein Dachflächenfenster, das nach Südwesten ausgerichtet war. Dort hatte der Käse mindestens sechs Wochen lang zu lagern. Erst dann wurde probiert, ob es schmeckte. Wenn die Glocke geöffnet wurde, entwich dem Behältnis ein im wahrsten Sinne betörender Duft. Alle, die Erwachsen eingeschlossen, waren in der Rege nicht besonders erbaut, wenn August seinen Käse haben wollte.
Eines Tages war Ulrike an der Reihe, sich um das Gefäß zu kümmern. Widerwillig ging sie los. Nach einigen Minuten kam sie wieder. Guste fragte sich schon, wo das Kind denn so lange bleiben würde. Aber dann endlich öffnete sich die Tür. Ulrike betrat die Küche, in der Hand das Gefäß mit dem Käse. Aber auf ihre Nase hatte sie sich eine Klammer gesetzt. Die alle konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die Frage, ob es denn hilft, konnte sie nur schwer beantworten. Günter fragte sie, ob sie nicht die Klammer abnehmen wolle, denn dann könnte er sie doch besser verstehen. Beinahe hätte sie das getan und beschloß sich nicht zu äußern.